Es brummt, es zischt, es pfeift oder es klopft im Ohr – ohne dass für derartige Tinnitus-Symptome eine Schallquelle verantwortlich ist. Die erste Adresse bei der Arzt-Suche ist für Tinnitus-Patienten der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, kurz der „HNO-Arzt“.
Einer dieser Experten ist der Duisburger Dr. Uso Walter. Auch er trägt das Siegel Dr.-Pro-Bono. Er setzt auf das Thema E-Health. Walter nutzt eine Vielzahl von digitalen Kanälen, um Tinnitus-Patienten ehrenamtlich außerhalb seiner Praxis zu unterstützen.
Wie engagieren Sie sich?
Ich informiere und berate Patienten mit chronischem Tinnitus kostenlos über das Internet, da bei vielen chronischen Erkrankungen die Beratung in der Praxis aus Zeitgründen zu kurz kommt und im Internet seriöse und kompetente Beratungsangebote eher die Ausnahme sind. In einem E-Book erfahren die Betroffenen leicht lesbar und patientengerecht alles, was sie über ihre Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten wissen müssen und in einer Tinnitus-Sprechstunde bei Youtube gebe ich wöchentlich Tipps im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Dort können Patienten auch anonym Fragen stellen, die zeitnah beantwortet werden.
Wie finden die Tinnitus-Patienten zu Ihnen?
Wir verlinken die Angebote über unsere Social Media-Kanäle und setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Dadurch erreichen wir immerhin 1200 Abonnenten auf dem Youtube-Kanal und haben bereits mehr als 3000 Downloads für das E-Book in den letzten Jahren generiert. Das Feedback ist hervorragend und viele Patienten haben alleine durch die Beratung und die einfachen Therapieanleitungen schon deutlich weniger Leidensdruck.
Warum engagieren Sie sich als HNO-Arzt?
Ich habe in der Praxis immer das Gefühl gehabt, den Patienten in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht ausreichend helfen zu können. Dabei ist gerade die Beratung bei chronischen Beschwerden wie Tinnitus einer der wichtigsten Therapiebausteine. Um möglichst viele Patienten zu erreichen und ihnen eine regelmäßige Anlaufstelle für ihre Fragen zu bieten, bin ich dann auf die Idee für die Tinnitus-Sprechstunde bei Youtube und das E-Book gekommen.
Wie reagieren Ihre Kollegen auf Ihr Engagement?
Viele sehen das sehr positiv und weisen ihre Patienten auf die Angebote hin. Aber es gibt auch Skeptiker, die sich durch die Nutzung der mittlerweile ja gar nicht mehr ganz so neuen Medien übergangen fühlen und Online-Angebote generell ablehnen. Dabei sind es ja gerade die Ärzte, die mit ihrer Kompetenz für seriöse und patientengerechte Informationsangebote im Internet sorgen können. Hier steht sicher in den nächsten Jahren ein Generationswechsel bevor.
Planen Sie in Zukunft noch andere ehrenamtliche Projekte?
Ich glaube, dass gerade im Bereich E-Health noch viel Luft nach oben ist und es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Patienten mit Beratungs- und Therapieangeboten zu helfen. Ich beobachte die Entwicklung in diesem Bereich sehr genau und werde sicher noch weitere Projekte anstoßen.
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