In Kriegs- und Kriesengebieten ist die ärztliche Versorgung meist schlecht. Verbrennungsopfer beispielsweise können oft nicht adäquat behandelt werden. Prof. Dr. Rieger, Chefarzt der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie am Agaplesion Markus Krankenhaus in Frankfurt am Main, hilft betroffenen Kindern, ein Stück Normalität zurückzugewinnen. Für sein ehrenamtliches Engagement erhält er von der Stiftung Gesundheit das Siegel Dr. Pro Bono.
Herr Prof. Dr. Rieger, seit wann sind Sie im Ehrenamt tätig?
Als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie liegt es mir sehr am Herzen, das Spektrum an ästhetischen und rekonstruktiven Verfahren, das uns in Deutschland wie selbstverständlich zur Verfügung steht, auch Kindern in Kriegs- und Krisengebieten zuteilwerden zu lassen. Daher engagiere ich mich schon seit vielen Jahren im Rahmen des Hilfsprojekts Friedensdorf International.
Wie setzen Sie sich in diesem Projekt für das Gemeinwohl ein?
Für uns in Deutschland ist eine schnelle und adäquate medizinische Versorgung Alltag, insbesondere in Notfällen und nach Unfällen. Für Menschen in Kriegs- und Krisengebieten ist diese oft ein unbezahlbarer Luxus. Die Organisation Friedensdorf International bringt Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland.
Gemeinsam mit meinem Team behandele ich als Chefarzt der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie am Agaplesion Markus Krankenhaus die Kinder, die uns anvertraut werden. Die Mädchen und Jungen, die wir sehen, leiden meist unter Spätfolgen von Verletzungen. In den letzten Jahren haben wir Kinder behandelt, die in ihrem Heimatland schwere Verbrennungen erlitten haben. Da diese leider nicht adäquat versorgt wurden, entstand an den betroffenen Stellen steifes Narbengewebe. Die kleinen Patienten konnten ihren Arm oder ihren Kopf nicht mehr richtig bewegen. Diese Vernarbungen zu lösen und durch gesundes Gewebe zu ersetzen, ist dabei unsere Hauptaufgabe. Das Krankenhaus trägt dabei die gesamten Behandlungskosten .
Warum engagieren Sie sich in dieser Form?
Wenn man sieht, dass diese Kinder in ihrem Heimatland mit ihren Verletzungsresiduen keine Chance haben, normal aufzuwachsen, diese bei uns jedoch gut behandelbar sind, und wenn man dann noch selbst Vater ist und sich vorstellt, dass die eigenen Kinder auch in dieser Situation sein könnten, dann ist der Antrieb groß, etwas tun und helfen zu wollen.
Für mich ist es der größte Lohn, den kleinen Patienten ein Lächeln zu schenken und ihnen Lebensqualität zu sichern. Nach der Operation bei uns können sie sich wieder normal bewegen, sie können spielen und einfach am Alltag teilhaben. Das zu sehen: Dafür lohnt es sich, Arzt zu werden.
Planen Sie in Zukunft noch andere ehrenamtliche Projekte?
Zunächst möchte ich mich voll auf mein Engagement für das Friedensdorf International konzentrieren. Mir ist es ein Herzensanliegen, Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten zu helfen. Wir bekommen aber mehr Behandlungsanfragen, als wir annehmen können. Um dies zu ändern und in Zukunft noch mehr Kindern helfen zu können, habe ich eine Stiftung gegründet. Unter dem Titel „2. Chance“ sammle ich Spenden, um die Behandlungskosten zu decken.
Wo besteht aus Ihrer Sicht noch Bedarf an ehrenamtlicher ärztlicher Arbeit?
Ehrenamtliches ärztliches Engagement ist aus unserem Alltag gar nicht wegzudenken. Vor allem bei Sport- und Kulturveranstaltungen findet das ärztliche Ehrenamt eher leise und unbemerkt statt. Im karitativen Bereich, aber auch im Selbsthilfebereich, wird der Bedarf an ärztlichem Engagement anhaltend hoch bleiben. Wichtig ist hierbei, dass auch vermeintlich kleine Dinge schon große Wirkung haben können: Jeder kann etwas beitragen.
Beitragsbild: Larm Rmah | Unsplash