Einsatz als Dr. Pro Bono: Dr. Schwarz operiert kostenlos in Entwicklungsländern

Ärzte, die ihre Fachkunde auch in ehrenamtlicher Arbeit einsetzen, zeichnet die Stiftung Gesundheit als „Dr. Pro Bono“ aus. Einer von ihnen ist Dr. med. Martin Schwarz. Der Facharzt für Plastische Chirurgie engagiert sich für den Interplast Germany e. V. und operiert Menschen in Entwicklungsländern kostenlos.

Wie setzen Sie sich für das Gemeinwohl ein? Was ist das für ein Projekt?

Ärzte des Interplast Vereins mit Helferinnen in Burkina Faso - Gruppenfoto
Dr. Schwarz (Mitte) mit seinem Team von Interplast Germany, Dr. Dirk Dunkleberg und Dr. Davor Zavisic sowie Helfer:innen in Burkina Faso. Bildnachweis: Interplast Germany e. V.

Seit meiner Facharztausbildung (~1990) setze ich mich für den Interplast Germany e. V. ein. Auf gemeinnütziger Basis bietet dieser Verein kostenlose plastisch-chirurgische Eingriffe in Entwicklungsländern an. Prof. Lemperle, mein damaliger Chef, gründete den Verein nach amerikanischem Vorbild in Frankfurt – bis heute tragen ihn die Mitglieder ehrenamtlich.

Bei Interplast arbeiten Operationsteams zusammen, die aus erfahrenen Plastische Chirurg:innen, Anästhesist:innen und OP-Schwestern/Pflegern bestehen. Sie alle stellen ihren Urlaub zur Verfügung, um unentgeltlich in Entwicklungsländern zu operieren. Weitere Kosten für Transport und Unterkunft der Teams finanzieren wir aus Spenden.

Seit wann sind Sie ehrenamtlich tätig?

Seit 2005 leite ich zusammen mit Dr. Andreas Rudolf die Sektion in Südbaden. In dieser Zeit habe ich rund 20 Einsätze koordiniert und gesteuert.

Warum engagieren Sie sich in dieser Form?

Mit diesem Engagement kann ich ein Stück meines privilegierten Daseins zurückgeben. Die Empathie, die sich in dieser Arbeit spiegelt, ist immens und ebenfalls ein großer Antrieb.

Außerdem halte ich unsere Arbeit für wichtig, um einen Beitrag für Frieden weltweit zu leisten. Bei einem Einsatz in Armenien beispielsweise sagte mir ein Bewohner: „Wenn ich gewusst hätte, dass das westliche Deutschland so nette Menschen hat, hätte ich der sowjetischen Propaganda nicht geglaubt.“

Planen Sie in Zukunft noch andere ehrenamtliche Projekte?

Die zunehmende Bürokratie behindert ehrenamtliche Einsätze – hier und im Ausland. Ich denke dabei an Unternehmen, die beispielsweise Material spenden und trotz der Tatsache, dass sie nichts einnehmen, Mehrwertsteuer zahlen müssen. Oder akribische Listen, mit denen der Zoll in Bolivien jede kleinste Pinzette mit Artikelnummer bei Ein- und Ausreise kontrollierte. Das kostete einen ganzen Tag Arbeit, den wir besser hätten einsetzen können. Durch die zunehmenden organisatorischen Schwierigkeiten wie Arbeitserlaubnisse oder Anerkennung der Abschlüsse im Ausland werde ich keine weiteren Großprojekte stemmen können. Ich kann verstehen, dass Kontrollen nötig oder gewünscht sind. Immerhin erleben Menschen dies bei der Einreise nach Deutschland noch viel tiefergehender. Dennoch rückt die Welt so ein Stück auseinander. Die Intention war ursprünglich das Gegenteil.

Wo besteht aus Ihrer Sicht noch Bedarf an ehrenamtlicher, ärztlicher Arbeit?

Der Bedarf an ehrenamtlicher Arbeit muss durch Abrüstung im Kopf weiter voranschreiten. Genau das torpediert die Coronapandemie. Es gibt intellektuelle Kleinkriege, die Zäune hochfahren, und Diskussionen zu „Pandemietreibern“.

Warum sind Sie Arzt geworden?

Das hat mit einer beeindruckenden Persönlichkeit zu tun, die ich als Kind kennenlernte und der ich nacheifern wollte. Eigenständig zu denken und im Austausch mit anderen zu handeln all das sah ich im Medizinstudium und im Beruf des Arztes verwirklicht.

Beitragsbild: sasint | Pixabay