Hamburg, 24. Oktober 2024
Wie beurteilen Ärzte den Stand der Vorsorge in Deutschland? Wer müsste sich am meisten dafür engagieren? Und was müsste geschehen, um mehr Präventionsarbeit in den Praxen leisten zu können? Dazu hat die Stiftung Gesundheit in der Studienreihe „Im Fokus“ niedergelassene Haus- und Fachärzte befragt und die Ergebnisse in ihrem Stiftungsbrief vorgestellt.
Jeder zweite Arzt schätzt den Stand der Prävention als unzureichend ein
Mehr als die Hälfte der Ärzte halten den aktuellen Stand der Prävention in Deutschland für schlecht (48,8 Prozent) oder sogar sehr schlecht (6,5 Prozent). Dagegen betrachtet nur jeder Siebte den Stand als gut (12,1 Prozent) oder sehr gut (2,5 Prozent).
„Deutschland braucht mehr Prävention“, fordert auch Dr. Johannes Nießen, kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) in seinem Statement zu den Ergebnissen. „Eine große Herausforderung dabei ist es, die gesamte Bevölkerung zu erreichen.“
Ärzte sehen Prävention als Gemeinschaftsaufgabe
Bei der Frage, wer sich am meisten dafür engagieren müsste, das Bewusstsein für Prävention zu stärken, sehen Ärzte vor allem Schulen, Patienten und sich selbst in der Verantwortung: Jeweils mehr als 80 Prozent erwarten von diesen Gruppen einen sehr starken oder eher starken Beitrag zu dieser Aufgabe. Aber auch Medien, Krankenkassen, das Gesundheitsministerium, Arbeitgeber und Apotheker sollten sich aus ihrer Sicht maßgeblich dafür engagieren.
Jan Reuter, Apothekeninhaber und Beirat im Landesapothekerverband Baden-Württemberg, begrüßt dieses Votum für Prävention als Gemeinschaftsaufgabe: „Echte Veränderung geschieht nur, wenn wir gemeinsam handeln – für unsere Patienten und für eine gesündere Zukunft“, so Reuter in seinem Statement zu den Ergebnissen.
Ähnlich sieht es Maren Puttfarcken von der TK-Landesvertretung Hamburg: „Gemeinsam mit anderen Akteuren engagieren sich die gesetzlichen Krankenkassen für die Gesundheit ihrer Versicherten. Mit den zertifizierten Gesundheitskursen hat zum Beispiel jeder Versicherte die Möglichkeit, etwas Gutes für sich zu tun.“
Eine Chance für mehr Aufmerksamkeit: Social Media
Um Patienten über Vorsorgemöglichkeiten zu informieren, setzt das Gros der Ärzte noch auf klassische Wege: Sie sprechen Patienten beispielsweise beim Praxisbesuch an oder stellen Infomaterial im Wartezimmer bereit. Dagegen nutzen bisher nur knapp 8 Prozent der Ärzte Social Media für diesen Zweck. Alexandra Köhler, Redaktionsleiterin der Stiftung Gesundheit, sieht hier eine Chance: „Unsere Gesellschaft verbringt immer mehr Zeit in sozialen Netzwerken und holt sich dort Anregungen. Und das könnten Ärzte nutzen, um das Bewusstsein für Prävention und das Interesse daran in der Bevölkerung zu stärken.“
Über die Ad-hoc-Befragungsreihe „Im Fokus“
Seit Anfang 2022 befragt die Stiftung Gesundheit einmal im Quartal die Leistungserbringer in der ambulanten Versorgung zu einem aktuellen Fokusthema. An der Befragung im 3. Quartal 2024 nahmen 454 Haus- und Fachärzte teil.
Über die Stiftung Gesundheit
Wissen ist die beste Medizin – angespornt von diesem Gedanken setzt sich die Stiftung Gesundheit seit mehr als 25 Jahren für Transparenz ein und bietet Verbrauchern praktische Orientierungshilfe. Neben ihren satzungsgemäßen Aufgaben führt die Stiftung kontinuierlich Studien durch. Als Basis für zahlreiche Services dient das Strukturverzeichnis der medizinischen Versorgung.
Bildnachweise: Bild 1: Stiftung Gesundheit; Bild 2: Carsten Kobow im Auftrag der BZgA / TK-Landesvertretung Hamburg / Jan Reuter