Im Frühjahr 2020 infizierten sich innerhalb weniger Tage 112 der 160 Bewohner des Wolfsburger Hanns-Lilje-Heims mit Corona. 47 von ihnen starben. Auch viele Pflegekräfte erkrankten. In der Öffentlichkeit entstand bald das Bild eines „Horrorheims“. Viele der Beteiligten sind noch immer traumatisiert – von der permanenten Überforderung, dem oft vergeblichen Kampf um das Leben der Erkrankten, von den Kontaktverboten und von den rigiden Isolationsmaßnahmen zum Schutz der Bewohner.
In ihrer aufwändig recherchierten WDR/NDR-Dokumentation, die am 12. Oktober 2020 im Ersten ausgestrahlt wurde, rekonstruieren Arnd Henze und Sonja Kättner-Neumann die tragischen Wochen im Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim. Der Film gibt allen Erfahrungen Raum, ohne zu urteilen. Denn wichtiger ist die Frage: Welche Lehren lassen sich aus den Erfahrungen von Wolfsburg ziehen, damit Pflegeheime nicht immer wieder zur Todesfalle werden? Und vor allem: Was muss getan werden, damit der notwendige Schutz vor dem Virus nicht zum sozialen Tod in Einsamkeit führt?
„Eine eindrucksvolle und bewegende Dokumentation, die viele unterschiedliche Rollen unvoreingenommen beleuchtet und ein dramatisches Thema packend erzählt“, so die Experten-Jury. Insbesondere setze sich der Beitrag auch kritisch mit der Rolle der Medien auseinander.
Arnd Henze, geboren 1961 in Einbeck, ist Redakteur und Reporter in der Programmgruppe Innenpolitik des WDR mit Schwerpunkt investigative Recherche. Nach einem Studium der Evangelischen Theologie und Internationalen Politik in Göttingen, Heidelberg und Berkeley, CA arbeitete er viele Jahre als außenpolitischer Redakteur und Reporter. Von 2012 bis 2019 war er Fernsehkorrespondent im ARD-Hauptstadtstudio mit Schwerpunkt Außenpolitik. Zu seinen Werken zählen zahlreiche Sozialreportagen, Bücher und Aufsätze. Ausgezeichnet wurde er unter anderem bereits mit dem Medienpreis Menschenrechte, dem Concordia-Journalistenpreis und dem Axel-Springer-Preis. Außerdem war er für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.
Sonja Kättner-Neumann, geboren 1987 in Osterode am Harz, arbeitet als Filmautorin und Dokumentarfilmerin in Hamburg. Sie studierte Romanistik und Interkulturelle Kommunikation in Saarbrücken und Metz und absolvierte den Masterstudiengang „Deutsch-französische Journalistik“ mit Schwerpunkt Kamera an der Journalistenschule CUEJ in Straßburg. Während und nach dem Studium arbeitete sie als freie Autorin u.a. für den SR, Arte und Spiegel Online. Von 2015 bis 2017 volontierte sie beim Norddeutschen Rundfunk und realisiert dort seitdem vor allem Reportagen, Dokumentationen und Langzeitbeobachtungen als Autorin und Videojournalistin.
Ein Statement der Preisträger können Sie hier ansehen: