Die Nominierten für den Publizistik-Preis 2024

Die Fachjury hat dieses Jahr über 200 eingereichte Beiträge gesichtet. Die folgenden hervorragenden 17 Beiträge sind in diesem Jahr für den Publizistik-Preis nominiert (in alphabetischer Reihenfolge). Daraus wählt die Expertenjury die Gewinnerbeiträge.

Beitrag/Medium

Autor

Kategorie

Bye bye, Reizdarm
Stiftung Warentest

Dr. med. Viola Andersen,
Claus Peter Simon

Buch

Han Park

Videobeitrag

Das Leben des Brain
ACB Stories

Bent Freiwald

Podcast

Der Rücken
Zeit Wissen Magazin

Hella Kemper

Zeitschrift

Anna Orth

Videobeitrag

Katharina Singer

Fernsehen

Marc Neller

Zeitung

Milo Goosmann

Online-Artikel

Marlon soll leben
Der Spiegel

Anja Reumschüssel

Zeitschrift

Tobias Gantner

Podcast

Lukas Hellbrügge

Fernsehen

Katrin Kampling, Caroline Walter

Fernsehen

Jörn Auf dem Kampe

Zeitschrift

Wir haben Depressionen
Radio Hochstift

Tobias Fenneker, Sinah Jakobsmeyer, Mareike Gröneweg, Lena Henning

Multimedia-Angebot

Friederike Oertel

Online-Artikel

Abstracts (in alphabetischer Reihenfolge)

Bye bye, Reizdarm von Dr. med. Viola Andersen und Claus Peter Simon

Fast drei Millionen Menschen in Deutschland leiden offiziell unter der schmerzhaften und oft auch chronischen Erkrankung Reizdarm. Eine Diagnose, die den Alltag ziemlich einschränken kann. Denn sie ist verbunden mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Verstopfungen oder Durchfall.

Der Ratgeber macht Mut für Betroffene und vermittelt hilfreiches Wissen, um das Verdauungssystem zu verstehen und auf Augenhöhe mit Ärzten sprechen zu können. Dr. Viola Andresen und Claus Peter Simon klären über die Symptome und Ursachen auf und verraten, welche Therapien wirklich etwas bewirken. Auch die Rolle von Medikamenten, Probiotika, Entspannungsübungen, Psychotherapien und individuellen Änderungen des Lebensstils kommen zur Sprache.

Außerdem enthalten sind alle wichtigen Informationen für ein Leben mit Reizdarm, Tipps für eine effektive Linderung und einen gelassenen Umgang im Alltag. Da die Ernährung eine zentrale Rolle bei Reizdarmbeschwerden spielt, finden sich zudem nützliche Ernährungstipps, eine Checkliste für mehr Wohlbefinden und leckere Rezepte in diesem Buch.

Chili total von Han Park

Das Internet ist das größte Restaurant der Welt. Und da wird ständig scharf gegessen. Von Wasabi über Hot Sauce bis zu den schärfsten Chili-Sorten der Welt. Nachdem STRG_F-Reporter Han sich in der Vergangenheit bereits durch Süßes und Salziges gefuttert hat, will er dieses Mal wissen, wie viel Scharfes er abkann. Er probiert also scharfe Würste, besucht einen Chili-Bauern, spricht einen Schärfe-Influencer und testet schließlich unter medizinischer Aufsicht den “Hot Chip”. Das ist ein Tortilla-Chip, gewürzt mit dem Pulver der schärfsten Chili-Sorten der Welt. Jugendliche sind nach dem Konsum schon im Krankenhaus gelandet. Deutsche Behörden warnen vor dem Verzehr. Nun hat der Hersteller den Export gestoppt. Was richtet die Schärfe in Hans Körper an? Und wann ist Scharf gefährlich?

Das Leben des Brain von Bent Freiwald 

Wer das Gehirn versteht, versteht die Welt besser – und sich selbst! Das Leben des Brain
informiert  jeden Freitag über aktuelle Erkenntnisse, neurowissenschaftliche Fun Facts und
hartnäckige Mythen rund um unser Gehirn. Mit Gehirnexperte und Journalist Bent Freiwald.

Der Rücken von Hella Kemper

Der Text erschien in der Rubrik DIE ZUMUTUNG – seine These ist also, dass der Rücken eine physiologische Zumutung für den Menschen ist. Um das darzustellen, habe ich den Rücken in seinem physiologischen Aufbau und seinen Funktionen dargestellt. Anhand der Evolutionsgeschichte zeige ich dann, dass der Rücken keine Fehlkonstruktion ist. Im Gegenteil: Der Mensch nutzt ihn nur falsch. Dafür habe ich drei jeweils mehrstündige Gespräche mit dem Sportwissenschaftler Ingo Froböse (Deutsche Sporthochschule Köln), dem Mediziner Peer Eysel (Universitätsklinikum Köln) und der Paläontologin Madelaine Böhme (Universität Tübingen) geführt. Zahlen und Statistiken habe ich ausreichend unter anderem beim Robert Koch Institut oder der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin gefunden.

Druck, Angst, Stress: Macht Schule uns krank? von Anna Orth

Alice und Kevin berichten von Bauchschmerzen vor dem Unterricht. Gülsah erzählt von Schlafstörungen. Und Lucie sagt: “Ich habe halt einfach Angst.” Lucie und die anderen sind einem Aufruf von STRG_F gefolgt, der fragte: „Hattet ihr schon mal das Gefühl, Schule macht euch krank?“ In mehr als 200 Rückmeldungen berichten auch einige Schülerinnen und Schüler, dass sie grundsätzlich gerne zur Schule gehen. Doch die meisten Zuschriften handeln von Stress und Druck. In diesem Video kommen Schülerinnen und Schülern, Schulabbrecherinnen und Abiturienten ausführlich zu Wort. Macht Schule tatsächlich krank? Woran krankt Schule? Und was müsste sich ändern?

Falsche Behandlung – Wenn Ärzte Fehler machen von Katharina Singer

Es ist ein Thema, das in der Medizin oft totgeschwiegen wird. Doch Hartmut Becker möchte nicht mehr länger schweigen. Vier Jahre hat ihn Autorin Katharina Singer begleitet, bei dem Kampf um die Frage: Ist er Opfer eines Behandlungsfehlers? Und er ist kein Einzelfall: Auch die 34 jährige Melissa Wharton klagt gegen ihren Arzt, denn seit einer Bänderriss-OP hat sich ihr ganzes Leben verändert.

Die Reportage „Falsche Behandlung – Wenn Ärzte Fehler machen“, macht sich auf Spurensuche, will wissen: Was bedeuten Fehler? Und warum spricht in der Medizin kaum einer darüber? In diesem Film ist es gelungen Ärztinnen und Ärzte zu finden, die ihr Schweigen brechen. Den Mut haben zu sprechen. Über Fehler und Ereignisse, die mit einem Schlag alles verändern. Für Ärzte und Patienten.

Fragen Sie Ihren Arzt oder Algorithmus von Marc Neller

Deutschlands Gesundheitssystem arbeitet am Limit. Für Patienten wird es immer schwieriger, schnell und optimal behandelt zu werden. Länder wie Israel und die USA revolutionieren ihr System. Doch die Bundesrepublik droht den Anschluss zu verlieren.

»Haben Sie Angst vor dem Tod?« – »Nein. Dafür quäle ich mich schon zu lange«
von Sara Wess

Harald Mayer lebt mit Multipler Sklerose. Er kann er seine Beine, seine Arme, seinen Körper vom Hals abwärts nicht mehr bewegen. Weil der 52-Jährige selbst entscheiden will, wann er seinem Leben ein Ende setzt, verklagt er die Bundesrepublik auf das tödliche Mittel Natrium-Pentobarbital, das er über einen Strohhalm zu sich nehmen kann. Denn für den Erwerb benötigt Mayer eine Erlaubnis des Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM). Die Bonner Behörde lehnt seinen Antrag bislang ab. Sie beruft sich auf das Betäubungsmittelgesetz, wonach Medikamente nur erworben werden dürfen, um Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Nicht aber, um sich das Leben zu nehmen. Nun ist Mayer in dritter Instanz vor Gericht gescheitert – und will weiterkämpfen.

»Ich habe mich entschlossen, glücklich zu sein« von Milo Goosmann

Christian Bär ist 45 Jahre alt, er hat eine Frau, einen achtjährigen Sohn. Und er hat ALS, Amyotrophe Lateralsklerose. Er kann nicht mehr essen, nicht mehr sprechen, nicht mehr selbstständig atmen und bis auf die Augen keinen Körperteil mehr bewegen. Sein „körperlicher Verfall“, wie er es selbst nennt, ist enorm. Sein Geist aber ungebrochen wach, witzig, manchmal wütend, meist aber geradezu unverschämt optimistisch. Kraft seiner Augen, dem einzigen Werkzeug, das ihm noch zur Verfügung steht, regelt er selbstbestimmt und anpackend das eigene Leben. Er lebt mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus in Püttlingen im Saarland und wird dort von einer Intensivpflege betreut. Das Interview vor Ort fand per augengesteuertem Sprachcomputer statt.

Marlon soll leben von Anja Reumschüssel

Jedes Jahr bekommen Tausende werdende Eltern in Deutschland eine verheerende Nachricht: Ihr Baby sei lebensbedrohlich erkrankt, oftmals so schwer, dass jede Hilfe zu spät komme. Dabei könnten viele dieser ungeborenen Kinder gerettet werden.

Der kleine Marlon ist einer von ihnen. Er ist ein Wunschkind, im Bauch seiner Mutter lebt er, aber die Familie trauert schon um ihn. Er hat eine schwere Fehlbildung der Lunge, keine Überlebenschance, sagt die Ärztin. Damit wollen sich die Eltern nicht abfinden und suchen nach einem Ausweg. Den finden sie bei einem Arzt, der Marlon im Mutterleib operiert und sein Leben rettet.

Warum viele Familien von der Möglichkeit einer Behandlung ihrer schwer kranken, ungeborenen Kinder nichts erfahren, was Kritiker dieser Behandlungsmöglichkeiten sagen und wie sich die Situation für Betroffene verbessern ließe, darüber schreibe ich in diesem Text.

Mehr Einsatz Wagen – Der Podcast von Tobias Gantner

Die HealthCare Futurists GmbH veröffentlicht seit August 2023 wöchentlich den Podcast „Mehr Einsatz Wagen“. Der BPI ist Hauptsponsor der redaktionell unabhängigen Produktion. Wir sind ein Technologieunternehmen, gestalten die Zukunft und berichten in unserem Podcast über Veränderungen, um damit einen demokratischen Diskurs zu stärken. Gemeinsam mit unseren Hörern begeben wir uns auf eine Reise durch bahnbrechende Technologien im Gesundheitswesen. Weg führt unser mobiles Podcast-Studio, das HealthCareMakerMobil, zu Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Apotheken- und Ärzteschaft, Patienten sowie Start-ups. Unser Podcast zeigt in unterhaltsamen Features, die nicht Personen, sondern Themen in den Mittelpunkt stellen, digitale Technologien auf, die die Transformation des Gesundheitswesens in Deutschland vorantreiben. Wir schauen jedoch nicht nur auf den Status quo der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland und sprechen über Chancen und Risiken der digitalen Transformation, sondern suchen auch nach Lösungen für eine zukunftsfähige und menschenwürdige Medizin. Der Podcast spricht alle an, die sich für innovative Technologien und die Digitalisierung im Gesundheitswesen interessieren.

Notstand in der Notaufnahme von Lukas Hellbrügge

Reporterin Ariane Alter arbeitet einen Tag lang in der Notaufnahme einer Münchner Klinik mit. Unter der Anleitung von Krankenpfleger Raphael Miranda de Queiroz nimmt sie Blut ab und unterstützt das Team bei einem besonders kritischen Fall. Der Hintergrund: Viele Notaufnahmen sind am Limit: Teilweise müssen Rettungswägen im Notfall weitere Strecken fahren als nötig, weil die Notaufnahmen sich zeitweise abmelden. Grund dafür sind nicht zu wenige Betten, sondern der Personalmangel in der Pflege: Rund 100.000 Vollzeit Pflegekräfte fehlen. Darüber hinaus ist das Pflegepersonal in den Notaufnahmen oft nur mit leicht erkrankten Patienten beschäftigt, die auch der ärztliche Bereitschafsdienst hätte versorgen können. Die Gefahr: dringende Behandlungen erfolgen zu spät. Was wirklich hinter den Warnungen von Ärzte- und Pflegeverbänden steckt und wie ernst die Lage ist, erfahren die Zuschauer im Rahmen des Selbstversuchs von Ariane Alter.

Tierversuche an Hunden von Katrin Kampling

Der Film beleuchtet ein komplexes und emotionales Thema, das für Laien oft schwer zu durchschauen ist: Tierversuche in der Medizin und wie eine Reduktion möglich wäre. Die Recherche zeigt auf, dass trotz vorhandener tierversuchsfreier Alternativmethoden wie „Organ-on-Chip“ – diese immer noch nicht breit eingesetzt werden. Dabei berichten Expert:innen, dass die neuen Technologien auch zu einer besseren Medizin führen könnten. Verständlich und nachvollziehbar vermittelt der Film die Gründe (zu wenig Geld, mangelnder politischer Wille), blickt mittels nachdrücklicher, investigativer Recherche in die Blackbox Tierversuchslabor und gibt Einblick in das Leben von Versuchstieren am Beispiel von Hunden. Dabei decken die Autorinnen deutschlandweit Missstände in Tierversuchslaboren auf und werfen einen kritischen Blick auf die Genehmigungspraxis. Der Film macht ein gesellschaftlich relevantes Thema für ein breites Publikum zugänglich. Er trägt dazu bei, eine Diskussion über den Sinn und die Zukunft von Tierversuchen zu führen.

Unser janusköpfiges Sozialsystem: Enge Maschen hier – große Löcher dortvon Nikolaus Nützel

Deutschland hat eines der am besten ausgestatteten Sozialsysteme der Welt. Doch das System hat Lücken, die manchmal bizarr erscheinen. Etwa dann, wenn sie Menschen treffen, für die der Sozialstaat sehr viel Geld aufwendet – doch die letzten Euros, die nötig wären, um diesen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, werden verweigert. Ein Beispiel dafür sind Boris Brückner, seine Ehefrau Tanja Wenzel und ihr Sohn Samuel. Der Siebenjährige leidet an Spinaler Muskelatrophie. Er kann sich kaum bewegen und oft nur mit Unterstützung atmen. Sein Verstand ist aber hellwach, und dank intensiver medizinischer Unterstützung hat Samuel sich weit besser entwickelt, als seine Eltern nach seiner Geburt zu hoffen wagten. Doch wenn es darum geht, bestimmte Unterstützungsleistungen bewilligt zu bekommen, wie etwa einen rollstuhlgerechten Transporter, werden seine Eltern immer wieder in Konflikte mit den zuständigen Institutionen verstrickt, die ihnen viel Kraft rauben. Kraft, die die Familie braucht, um extreme Herausforderungen zu bewältigen.

Von allem zu viel – des Guten zu wenig von Jörn auf dem Kampe

Wir werden immer dicker und deshalb krank. Doch warum? In unserer Evolution finden sich Antworten, so erstaunlich, dass sie uns Wege aus der Fettleibigkeit weisen könnten – jenseits von Kalorienzählerei.

Wir haben Depressionen von Tobias Fenneker, Sinah Jakobsmeyer, Mareike Gröneweg und Lena Henning

Depressionen sind in der Gesellschaft genauso weit verbreitet wie tabuisiert. Ziel war es, Leser:innen und Hörer:innen für die Volkskrankheit zu sensibilisieren. Wir wollten das Schweigen im Hochstift (Kreise Paderborn und Höxter) brechen. Entstanden sind vielfältige und crossmediale Beiträge: Porträts, Hintergründe, Interviews, Videos und mehr. Wir konnten 48 Betroffene aus der Region überzeugen, Gesicht zu zeigen. Diese Collage bildete die zentrale Optik des Projekts. Das Besondere: 48 Betroffene trauen sich, in einer ländlichen Region, wo jeder jeden kennt, offen zu ihrer Krankheit zu stehen. Wir wollten der Krankheit ein Gesicht geben, anonymisierte Artikel ohne Bild gab es nicht. Die 48 Protagonist:innen sind zwischen 17 und 71 Jahren, es sind Männer und Frauen, sie leben teils am Existenzminimum und teils in sehr wohlhabenden Verhältnissen. Es war das wohl größte gemeinsame Outing aller Zeiten im Hochstift.

Unser größter Erfolg: Wir wollten mit dem Projekt etwas schaffen, das bleibt. Wir wollten also etwas verändern. Aus unserer Sicht ist dies gelungen. Wir haben Rückmeldungen bekommen, dass HörerInnen durch das Projekt den Mut hatten, eine Therapie zu beginnen. Wir haben erfahren, dass sich durch das Projekt im Kreis Höxter eine zusätzliche Selbsthilfegruppe gegründet hat. Wir wurden bereits mehrfach eingeladen, das Projekt bei öffentlichen (Fach-)Veranstaltungen im Hochstift vorzustellen. Darüber hinaus haben wir tatsächlich unendlich viel Feedback bekommen: Zum Teil erhielten wir seitenlange Briefe, Mails, Anrufe und Social Media-Nachrichten.

Von der Idee, über die Umsetzung bis zur Veröffentlichung war es unsere eigene Idee. Wir (RedakteurInnen) haben uns als Team zusammengefunden. Wir haben unseren jeweiligen Chefredaktionen das Thema und die geplante Zusammenarbeit vorgeschlagen. Wir haben die Gespräche mit allen ProtagonistInnen geführt, Termine organisiert, Zusatzschichten eingelegt und nebenbei unsere Alltagsarbeit erledigt.

Die Recherche zeichnet sich durch die crossmediale Zusammenarbeit von einer Lokalzeitung und einem lokalen Radiosender aus. Die Recherche erstreckte sich über mehrere Monate, was für beide Medien außergewöhnlich ist. Zudem wurden die Beiträge über zweieinhalb Tage ausgespielt.

Zwei Leben, die im Vollrausch begannen von Friederike Oertel

1000 Gramm wiegt Luise Andrees, als sie zur Welt kommt. Viel zu wenig. Ihre Zwillingsschwester Clara ist noch ein bisschen kleiner, wiegt noch ein bisschen weniger. Die Kinder sind mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung zur Welt gekommen, kurz FASD. Der Begriff fasst alle neurologischen und psychiatrischen Schäden zusammen, die entstehen können, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol trinkt.

FASD ist die häufigste nicht genetisch bedingte Ursache einer angeborenen Behinderung in Deutschland. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schätzt, dass allein in Deutschland jedes Jahr 10.000 Kinder mit FASD zur Welt kommen – zehnmal so viele wie mit Trisomie 21. Studien zufolge könnten in Europa knapp zwei Prozent der Menschen betroffen sein.

„Machen Sie sich keine Hoffnungen“, sagen die Ärzte den Pflegeeltern, die wenige Tage später am Inkubator der Frühchenstation stehen. „Wahrscheinlich werden sie es nicht schaffen.“ Doch aus den Frühchen sind erwachsene Frauen geworden.