Die Shortlist des Publizistik-Preises 2022

Nach der Einreichungsfrist hat unsere Fachjury die über 200 eingereichten Beiträge gesichtet und die herausragendsten Beiträge zu einer Shortlist zusammengefasst. Die folgenden 14 Beiträge in alphabetischer Reihenfolge sind in diesem Jahr für den Publizistik-Preis nominiert. Daraus wählt die Expertenjury die Gewinnerbeiträge.

Titel

Autor

Medium

Alle für einen (Platz 2)

von Vivian Pasquet

GEO

von Rüdiger Braun

FOCUS Magazin

von Miriam Opresnik

Hamburger Abendblatt

Gute Besserung (Platz 3)

von Moritz Aisslinger

DIE ZEIT

von Martina Meißner

WDR

von Julia Friedrichs, Nina Ostersehlte, Andreas Spinrath

ARD/WDR

von Pia Busch-Kollonitsch

rbb

von Dr. med. Bernhard Albrecht

stern

von Jessica Braun

Das Magazin

von Tobias Fenneker

Radio Hochstift  

von Claudia Scholz und Lisa-Maria Röhling

Radio Bremen 2

von Patricia Gabor und Maximilian Sippenauer

BR

von Leonie Gubela

taz. am wochenende

Statement von Arnd Henze zu den Top 14

Arnd Henze ist Preisträger des Publizistik-Preises 2021 und Mitglied der Expertenjury.

Abstracts der Plätze 4 bis 10 (in alphabetischer Reihenfolge)

Das Wunder der Hand von Rüdiger Braun

Sie sind das vielfältigste Werkzeug, das die Evolution hervorgebracht hat. Sie sprechen die Sprache der Gesten, helfen uns zu denken und lassen den Menschen zum Schöpfer werden. Mit unseren Händen ertasten, begreifen und gestalten wir die Welt. Werfen Sie einen Blick auf Ihre Hände – und beginnen Sie zu staunen. Der Wissenschaftsjournalist Rüdiger Braun besucht einen Handchirurgen, einen Profi-Cellisten, der gleichzeitig Extremkletterer ist, sowie einen Entwickler von Roboterhänden, erkundet mit ihnen die faszinierenden Fähigkeiten der menschlichen Hand und die Möglichkeiten der Handchirurgie.

Die Pflege unserer Kranken ist ihr neues Leben von Miriam Opresnik

der Pflegenotstand in Deutschland ist groß. Bis zum Jahr 2030 fehlen bis zu 500.000 Vollzeit-Kräfte. Ohne Pflegekräfte aus dem Ausland würde in deutschen Kliniken nichts mehr gehen. Aus diesem Grund werden immer mehr Mitarbeiter im Ausland angeworben, viele Krankenhäuser haben inzwischen eigene Abteilungen, die sich um die Akquise und Integration von ausländischen Pflegekräften bemühen – so wie die Asklepios Klinik Nord-Heidberg. Jährlich werden dort etwa 80 internationale Pflegekräfte akquiriert und integriert.

Zwei von ihnen sind Zahra Khalajani Dinzar, 38, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, sowie Bahman Taghi Zadeh, 31, verheiratet. Beide ließen ihre Familien im Iran zurück, um in Deutschland eine Anpassungsqualifizierung für internationale Pflegekräfte zu machen.

Das Hamburger Abendblatt begleitet die beiden seit ihrer Ankunft in Deutschland und berichtet regelmäßig über ihren schwierigen Weg der Integration. Vor wenigen Wochen haben beide ihre Abschlussprüfung bestanden und sind jetzt anerkannte Pflegekräfte. Doch ihre Geschichte geht weiter.

Krank durch Einsamkeit – Wege aus der Krise von Pia Busch-Kollonitsch

Einsamkeit – jeder kennt das Gefühl. Gerade in Zeiten von Corona. Doch wann wird aus einem Gefühl eine ernsthafte Gefahr? Wann macht Einsamkeit krank? krankhaft? Und was führt raus aus der Spirale, die immer mehr junge und alte Menschen erfasst?

Eine junge Song-Writerin, eine Seniorin aus Brandenburg, die Mitarbeiterin einer Telefon-Hotline für Einsame, ein Psychiater, ein Homosexueller und eine Antarktis-Forscherin haben ihre ganz eigenen Wege gefunden, mit der Einsamkeit umzugehen.

Pflege braucht Würde von Dr. med. Bernhard Albrecht

Ausgangspunkt für diese Petition war die Überlegung, dass der über mehr als drei Jahrzehnte sich verschärfende Pflegenotstand so nicht mehr hinzunehmen ist. Erstmals wurde das Wort im Jahr 1984 von der ZEIT in einem Artikel „Endstation Pflegeheim“ verwendet. Seitdem erschienen zahlreiche investigative Recherchen, Reportagen und umfangreiche Analysen zu dem Dauerthema. Und trotzdem verschlimmerte sich die Situation stetig. Das Aufdecken von Missständen führte nie dazu, dass sich etwas änderte.

So beschlossen Autor und Team, uns als Medium vom Spielfeldrand auf das Spielfeld zu begeben und starteten eine Bundestagspetition, die wesentliche Forderungen allgemeinverständlich für ein großes Publikum zusammenfasste. Während der Zeichnungsfrist, die 4 Wochen betrug, erschien jede Woche im Heft ein großer Artikel zu den großen Themenkomplexen Krankenpflege, Pflegeheime, mobile Pflegedienste und Pflegeversicherung.

Rätselhaftes Immunsystem von Jessica Braun

Warum erlegen Immunzellen jeden Tag erfolgreich Krankheitserreger, lassen sich von Tumoren aber überlisten? Wieso zeigen manche mit Corona Infizierte nahezu keine Symptome? Warum sterben Männer häufiger an Infektionen als Frauen? Erkundungen in unserer Innenwelt.

Stäbchen rein, Spender sein – Der weiche Kern der Heavy Metal Szene von Erika Harzer und Karlheinz Staymann

Das kleine Dorf Wacken in Schleswig-Holstein ist legendär. 2020 und 2021 war es anders, aber ohne Pandemie fallen hier einmal im Jahr rund 80.000 Menschen ein, um gemeinsam die Heavy Metal Musik zu feiern.

Das Wacken Open Air ist jedoch mehr als Heavy Metal. Seit 2014 unterstützen die Macher die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Mehr als 10.000 Metal Fans haben sich seither typisieren lassen. Begonnen hat alles mit der heute 20-jährigen Melissa, die dank einer Spende wieder optimistisch in die Zukunft blickt.

Stille Triage von Tobias Fenneker

Am 25.11.2021 das Radio Hochstift, über den ganzen Tag verteilt, immer wieder Beiträge aus einem Interview mit einem Pfleger der Intensivstation und dem Chefarzt des Medizinischen Zentrums für Gesundheit in Bad Lippspringe gesendet. Mehr zum Interview auf der Seite von Radio Hochstift: https://www.radiohochstift.de/nachrichten/paderborn-hoexter/detailansicht/krankenhaus-mitarbeiter-im-hochstift-sprechen-von-stiller-triage.html

Trisomie – warum ein Bluttest uns alle angeht von Claudia Scholz und Lisa-Maria Röhling

Ein Bluttest zur Früherkennung von Trisomie soll bald von den Krankenkassen bezahlt werden. Behindertenverbände schlagen Alarm. Sie befürchten, dass dann mehr Kinder mit dem Down-Syndrom abgetrieben werden. In Dänemark ist diese Entwicklung bereits sichtbar: Dort werden kaum noch Kinder mit dieser Beeinträchtigung geboren. Und damit stellen sich existenzielle Fragen. Wann ist ein Leben lebenswert? Wer darf das entscheiden? Claudia Scholz und Lisa-Maria Röhling haben intensiv recherchiert. Sie haben mit Menschen, die das Down Syndrom haben, und ihren Familien gesprochen. Sie haben gefragt, in welche Gesellschaft Kinder mit Beeinträchtigungen heute geboren werden. Und sie haben Antworten auf die Frage nach dem Wert jedes Lebens gesucht.

Volkskrankheit Schlafstörung: Wie wir besser schlafen von Patricia Gabor und Maximilian Sippenauer

Schlafstörungen sind eine Volkskrankheit. Millionen Deutsche wälzen sich Nachts in ihrem Bett umher und wünschen sich nichts sehnlicher, als endlich einzuschlummern. Oft ist Leistungsdruck durch Job, Uni oder Beziehung die Ursache für Schlafstörungen. Und die sind gefährlich. Denn Schlaf ist extrem wichtig für ein starkes Immunsystem und beugt physischen und psychischen Erkrankungen vor. Am besten greift dieser Schutz, wenn wir regelmäßig und nicht zu kurz schlafen. Aber was tun, wenn das nicht mehr funktioniert? “beta stories” begleitet einen Betroffenen zu einer Therapie bei “Schlaf-Guru” Prof. Dieter Riemann an der Universität Freiburg und zeigt, was wir für einen guten Schlaf tun können.

Aber während viele Betroffene krampfhaft versuchen, genügend Schlaf zu bekommen, gibt es auch Menschen, die genau das Gegenteil versuchen: Unternehmer Rene Huber zum Beispiel versucht seinen Schlaf zu “optimieren”. Er schläft nachts nur dreieinhalb Stunden und über den Tag verteilt noch drei Mal zwanzig Minuten. Rene ist bei weitem nicht der erste, der versucht “polyphasisch” zu schlafen. Leonardo Da Vinci soll das schon im 15. Jahrhundert gemacht haben. Auch Napoleon, Thomas Edison und Margaret Thatcher behaupteten von sich, sie bräuchten wenig Schlaf. Aber reichen viereinhalb Stunden Schlaf auf Dauer? Und was passiert eigentlich in unserem Körper und in unserem Gehirn, während wir schlafen?

Wie toll ist es, sich seinen Penis auszusuchen? von Leonie Gubela

Sofia Koskeridou ist Epithetikerin. Eigentlich mit Schwerpunkt auf dem Gesicht. Viele Jahre lang stellte die 55-Jährige aus medizinischem Silikon Nasen, Ohren oder Augenlider her für Menschen, denen beispielsweise ein Tumor im Gesicht entfernt worden war oder die Unfälle erlitten hatten. Bis sich ein junger trans Mann an sie wendet und darum bittet, ihr einen Penis aus Silikon herzustellen.

Der Artikel erklärt, was bei der Herstellung eines Penis zu beachten ist, wie ihre Werke bei den Kunden ankommen und warum sie „ihre Jungs“ nicht nur beim Pinkeln, sondern auch beim Papierkram unterstützt. Denn obwohl Penis-Epithesen mittlerweile im Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen stehen, müssen trans Männer einige Hürden nehmen, um ihre Epithese bewilligt zu bekommen.