Stiftungs-Räte im Interview: Manfred Häpp

Portraitfoto von Manfred Häpp
Manfred Häpp ist seit 2015 Mitglied im Stiftungs-Rat.

Wesentliche berufliche Stationen:

  • Sachbearbeiter in der Allgemeinen Verwaltung
  • Mitarbeit im Aufbau von Wissensdatenbanken bei der Freien Akademie Bonn
  • Mitarbeit in einem mittelständischen Betrieb in Düren beim Projekt „Kommunikatives Lernen und Bauen“
  • Ab 2006 hauptberufliche Selbstständigkeit mit dem Schwerpunkt Barrierefreies Wohnen
  • Parallel bestand eine Dozententätigkeit und Fachautorentätigkeit
  • Seit 2015 Zusammenarbeit mit dem Fachverband Türautomation in Hagen, Arbeitsschwerpunkt: Barrierefreie Zugänglichkeit zu Gebäuden

Herr Häpp, in welcher Funktion sind Sie derzeit tätig?

Mein Thema ist das barrierefreie Bauen. In diesem Zusammenhang betreue ich als freier Mitarbeiter die Ausstattung und Gestaltung einer Themenwohnung „Barrierefreies Bauen und Wohnen“ bei der Handwerkskammer zu Köln. Es ist mir wichtig, technisch auf dem aktuellen Stand neuer Produktlösungen zu sein, um für Kunden eine bedarfsgerechte sowie qualitativ hochwertige und innovative Lösung zu finden. 

Daneben verfasse ich als Fachautor Beiträge zu technischen Fragestellungen sowie zu gesetzlichen Bestimmungen und Normen zum Thema Barrierefreiheit im Wohnungsbestand.

Welche Themen aus dem Gesundheitswesen sind Ihnen wichtig?

Ich halte es für wichtig, Gebäude des öffentlichen Gesundheitswesens barrierefrei oder zumindest barrierearm zu gestalten, die Lebensqualität in der Pflege durch bauliche Anpassungen zu steigern und Qualitätsstandards für Hilfsmittel festzulegen. Auch die Gestaltung von Kleinst-Pflegebädern in Privathaushalten bleibt eine Herausforderung und bedarf kompetenter Beratung.

Durch die Corona-Pandemie hat auch der Hygiene-Aspekt von Handläufen und Bedienelementen eine wichtige Rolle eingenommen.

Was macht die Gesundheitsbranche so besonders?

Unsere Gesundheit ist ein hohes Gut, und unsere Gesellschaft wird immer älter. Da ist es gut, dass Versicherte in Deutschland von einer hohen Qualität der medizinischen Versorgung profitieren. Auch die Patientenselbsthilfe chronisch kranker Patienten wird von den gesetzlichen Krankenkassen unterstützt – sowohl finanziell als auch in der Kommunikation mit Ärzten und Produktanbietern.

Bedeutend finde ich auch die solidarische Krankenversicherung. Allerdings steigen die Gesundheitskosten durch den demografischen Wandel und aufgrund des medizinischen Fortschritts weiter an. Die solidarische Finanzierung wird vor neuen Herausforderungen stehen. Das erfordert Lösungen mit Langzeitcharakter.

Was hat Sie dazu bewegt, sich bei der Stiftung Gesundheit zu engagieren?

Ich habe erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheit beim „Praxistool Barrierefreiheit“ gesammelt. Dieses Projekt hat Ärzte dabei unterstützt, bei der Planung von Neu- oder Umbauten den Aspekt der Barrierefreiheit zu berücksichtigen. Hier hat sich auch die Komplexität der Materie deutlich gezeigt. Ich möchte mit meinem Engagement im Stiftungs-Rat und meinem Fachwissen dazu beitragen, das Thema Barrierefreiheit auch weiterhin im Blick zu behalten und Erleichterungen zu schaffen.

Was Sie schon immer mal sagen wollten…

Die Art und Weise, wie wir leben, beeinflusst unsere Lebensqualität in jeder Phase des bewussten Lebens. Mit zunehmendem Alter wird dies deutlicher. Wir haben es als mündige Patienten in der Hand, Eigenverantwortung für unsere Gesundheit zu übernehmen. Neben der Gesundheitsprävention im Allgemeinen betrifft dies auch den Einsatz von Hilfsmitteln zur Erlangung von Lebensqualität und Erleichterung im Alltag. Ich wünsche mir mehr Flexibilität und Wahlfreiheit bei der Beantragung von Hilfsmitteln und mehr finanzielle Spielräume im Rahmen der Hilfsmittelbeantragung. Die Nutzung des Persönlichen Budgets im Gesundheitswesen ist noch ausbaufähig. Im Gegenzug sollte dem Patienten mehr zugemutet werden, Kostenobergrenzen zu verstehen, wenn diese transparent sind.

Wichtig ist, die die Vernetzung von Ärzten und Selbsthilfegruppen verstärkt zu fördern, weil Patienten und Ärzte so ein bessres Vertrauen aufbauen und gegenseitig voneinander lernen können. Solch eine Win-Win-Situation im gegenseitigen Wissenstransfer ebnet auch die Grundlage zur Einsparung von Kosten im Gesundheitswesen.

Barrierefreie Anpassungen im Gesundheitswesen sind komplex, da eine grundlegende Anpassung von Gebäuden im Bestand auf eine Vielzahl von bestehenden körperlichen Beeinträchtigungen trifft. Deshalb gehört dieses Thema sowohl für den privaten Bereich als auch für die öffentlich zugänglichen Gebäude sowohl in die Gesellen- als auch in die Meisterausbildung des Handwerks. Dies gilt für alle Gewerke.

Investoren brauchen mehr Kostentransparenz bei der Bestandsanpassung. Und Pflegekräfte und Menschen mit Pflegebedarf benötigen eine verbesserte Beratung darüber, was ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu Hause ermöglicht. So können sie auch von der Pflege unabhängiger werden. Besonders deutlich wird dies im Sanitärbereich einschließlich der Haltesysteme. Wir brauchen keine Wohnberatung im Sinne einer altersgerechten oder behindertengerechten Beratung, sondern eine Gesundheitsberatung, die im mittleren Alter schon auf die Sturzprävention eingeht und Fragen eines gesunden Lebensführung vermittelt.