Stiftungsbrief Januar 2025

  1. Befragung „Im Fokus“: Knapp die Hälfte der Ärzte noch nicht fit für ePA-Start
  2. Neujahrsgruß von Christoph Dippe, Vorstandsvorsitzender der Stiftung
  3. ePA-Start in einem Jahr kommt für Heilmittelerbringer zu früh
  4. Gesehen & Gehört: Recap der Preventure zum Thema Prävention
  5. Letzte Chance: Jetzt für den Publizistik-Preis 2025 bewerben!
  6. Umfrage: 96 Prozent der Ergotherapeuten nutzen Blanko-Verordnung
  7. Stimmungsbarometer Q4-2024: Ärzte-Stimmung bleibt stabil – Verschlechterung bei den Heilberuflern
  8. Empfohlene Ärzte in der Region 2025
  9. Interview: Dr. Jil Sander über das Projekt Smart Hospital.NRW
  10. VIER400 integriert Arztsuche der Stiftung Gesundheit

Ärzte brauchen noch Unterstützung beim Start der ePA

Jeder Zweite fühlt sich laut Befragung unzureichend vorbereitet

Der Startschuss für die elektronische Patientenakte (ePA) fällt in diesen Tagen in den Modellregionen. Kurz vor dem Start hat unsere Erhebung „Im Fokus“ gezeigt, dass sich die niedergelassenen Ärzte nicht ausreichend auf die ePA vorbereitet sehen: 48,5 Prozent gaben an, nur geringe oder gar keine Vorkenntnisse zu besitzen. Weitere 42,5 Prozent verfügen über Grundkenntnisse, fühlen sich aber dennoch unsicher. Viele zweifeln zudem am Nutzen der ePA. „Angesichts früherer Herausforderungen mit der Telematikinfrastruktur ist das Misstrauen der Ärzteschaft natürlich verständlich“, erläutert Reza Mazhari von den eHealth Experts, der unsere Ergebnisse kommentiert hat.

Es wird ein spannendes Jahr!

Herzlich willkommen zur ersten Ausgabe unseres Stiftungsbriefs im Jahr 2025! Schon jetzt zeichnet sich ab, dass uns wieder eine spannende Zeit bevorsteht: In diesen Tagen startet zum Beispiel die „ePA für alle“, die alle Beteiligten vor neue Herausforderungen stellen wird, aber hoffentlich auch neue Chancen eröffnet.

Auch uns bei der Stiftung werden in den kommenden Monaten wegweisende digitale Themen beschäftigen. Im Bereich der Krankenkassen beispielsweise arbeiten wir mit unseren Partnern an neuen digitale Lösungen und Hilfen für die geschlossenen Bereiche ihrer Webseiten und Apps. Diese entwickeln sich immer mehr zum digitalen Patientenhelfer, und wir unterstützen dies mit unserem jahrelangen technischen Know-How und sauberen Strukturdaten, die immer mehr Details der Leistungserbringer abbilden – ob OTB, Telefonterminservice, Videosprechstunden oder künftig sogar Therapeutentermine.

Ein weiteres großes Thema ist die Weiterentwicklung unserer Arztsuchen, die Patienten helfen, den Weg zum richtigen Behandler zu finden. Unser eigenes öffentliches Angebot unter www.arzt-auskunft.de hat sich neben Google zur reichweitenstärksten Auskunftsseite für Patienten entwickelt. Hinzu kommt die Reichweite der zahlreichen Arztsuchen, die wir für unsere Lizenzpartner erstellen und mit sauberen Strukturdaten befüllen.

ePA-Start in einem Jahr kommt für Heimittelerbringer zu früh

Für Heilmittelerbringer soll der Startschuss für die ePA Anfang 2026 fallen. Das kommt für viele offenbar zu früh, wie unsere Befragung „Im Fokus“ zeigt: Fast zwei Drittel der Heilberufler sprechen sich für einen späteren Start aus (64,1 Prozent).

Gesehen & Gehört

Auf der Preventure in Bonn haben wir die Highlights unserer Befragung zum Thema Prävention unter Haus- und Fachärzten vorgestellt. Ein Recap der Veranstaltung gibts im Video.

Im Nachgang haben Vorstandsvorsitzender Christoph Dippe und Redaktionsleiterin Alexandra Köhler mit Oliver Neumann von Cyberhealth dazu nochmal ausführlich im Podcast gesprochen.

Jetzt noch bewerben für 2025!

Der Countdown läuft: Die Bewerbungsfrist für den Publizistik-Preis 2025 endet am 31. Januar 2025. Bis dahin können Sie herausragende Beiträge zu gesundheitsjournalistischen Themen aus dem Jahr 2024 über das Online-Bewerbungsformular einreichen. Übrigens können Sie auch Werke von Kollegen für die Auszeichnung vorschlagen.

Erste Erfahrungen mit der Blanko-Verordnung in der Ergotherapie

Seit April 2024 gibt es in der Ergotherapie die sogenannte Blanko-Verordnung. Die überwiegende Mehrheit der Ergotherapeuten nimmt daran teil, wie jetzt eine Befragung im Auftrag des Bundesverbands für Ergotherapeut:innen in Deutschland e. V. (BED) gezeigt hat. Was die Verordnungsmenge angeht, hat mehr als die Hälfte bisher die Erfahrung gemacht, dass Ärzte die Blanko-Verordnung nur zögerlich ausstellen.

Ärzte-Stimmung bleibt stabil – Verschlechterung bei den Heilberuflern

Im 4. Quartal 2024 hat sich die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärzte erneut kaum verändert. Das Stimmungsbarometer bleibt somit im deutlich negativen Bereich. Bei den nichtärztlichen Heilberuflern ist die Stimmung etwas besser, ging aber im 4. Quartal zurück.

Empfohlene Ärzte in der Region 2025

Wenn es um die eigene Gesundheit geht, sind kompetente Ärzte in der Nähe gefragt. Um Patienten bei der Suche zu unterstützen, hat unser langjähriger Kooperationspartner FOCUS-Gesundheit wieder die empfohlenen Ärzte in der Region recherchiert: Diese werden ab Januar Schritt für Schritt auf focus-gesundheit.de veröffentlicht.

„Unsere Arbeit steht für Unabhängigkeit, Transparenz und den Anspruch, hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden. Mit diesem Ansatz möchten wir Orientierungshilfe bieten und dazu beitragen, das Vertrauen in die Qualität der medizinischen Versorgung zu stärken“, sagt Andrea Hennis, Chefredakteurin von FOCUS-Gesundheit.

Die Methodik zur Erhebung der empfohlenen Ärzte in der Region entwickelt FOCUS-Gesundheit gemeinsam mit dem Recherche-Institut FactField und der Stiftung Gesundheit, die die zugrundeliegenden Daten bereitstellt. Ob ein Arzt von FOCUS-Gesundheit empfohlen wird, hängt von verschiedenen Kriterien ab, die medizinische, patienten- als auch serviceorientierte Faktoren beinhalten und kann sich ein Arzt nicht erkaufen. Ärzte, die das FOCUS-Gesundheit-Siegel für ihre Kommunikationszwecke nutzen wollen, können dies lizenzieren.

VIER400 integriert Arztsuche der Stiftung Gesundheit

Schnell und unkompliziert passende Ärzte in der Nähe finden: Dies ist mit der maßgeschneiderten Arztsuche für Website- oder App-Betreiber möglich. Ein Beispiel ist VIER400 – eine App, die von Unternehmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement eingesetzt werden kann, um die Gesundheitskomptenz ihrer Mitarbeiter zu erhöhen. Ebenfalls hat die Stiftung Gesundheit die Website von VIER400 zertifiziert.

Projekt SmartHospital.NRW zeigt Lösungen mit KI

Um unser Gesundheitssystem fit für die Zukunft zu machen, braucht es smarte Lösungen. Ein spannendes Forschungsprojekt mit der Universitätsmedizin Essen im Lead stellen wir Ihnen heute in unserem Stiftungsbrief vor,

Frau Dr. Sander, Sie leiten das Forschungsprojekt SmartHospital.NRW an der Universitätsmedizin Essen. Was genau erarbeiten Sie dabei?

Gemeinsam mit Konsortialpartnern entwickeln wir unter anderem KI-basierte Prototypen für verschiedene medizinische Einsatzgebiete im Krankenhaus. Dazu gehört ein multimodales Assistenzsystem für radiologische Eingriffe, mit dem man zum Beispiel mittels Gesten durch radiologische Schnittbilder navigieren und bestimmte Aktionen wie Kontrastanpassung oder Bildvergrößerung auslösen kann. Ein anderes ist ein intelligentes Tool zur Unterstützung beim Schreiben von Arzt- und Entlassbriefen, das Ärzten viel Zeit ersparen kann. Unsere Prototypen stellen wir in einem Showroom in Essen aus, um sie gemeinsam mit Fachpersonal und der Öffentlichkeit zu diskutieren und Feedback für die Weiterentwicklung zu sammeln.

Zusätzlich führen wir Experimentalstudien durch: Gerade läuft eine Studie an Rehakliniken an, in denen Patientinnen und Patienten ein Sprachassistenzsystem frei testen und Feedback übermitteln können. Und wir entwickeln ein Vorgehensmodell, das Krankenhäusern mittels verschiedener Tools dabei unterstützt, die ersten Schritte auf dem Weg zum Smart Hospital zu gehen.

Inwieweit gibt Ihr Projekt einen Ausblick, wie sich die Patientenversorgung durch KI verändern und sogar verbessern wird?

Wie in allen Versorgungsbereichen werden künftig digitale und intelligente Tools zur Unterstützung eingesetzt werden. Zum einen soll das medizinische Personal, das ja knapp ist, so gut wie möglich unterstützt und entlastet werden, vor allem von patientenfremden Tätigkeiten wie Dokumentation. Wenn man hierfür ein Tool einsetzen kann, schafft das wieder mehr Zeit für den persönlichen Kontakt. Zum anderen trifft das gleichzeitig die Interessen von Patienten und deren Angehörigen, die sich den persönlichen Kontakt zum Personal sowie eine effiziente Versorgung wünschen.

Intelligente Tools werden vor allem bei der Auswertung von großen Datenmengen zum Einsatz kommen, weil sie schon kleinste Auffälligkeiten finden können, die ein Mensch noch gar nicht wahrnehmen würde. Damit kann das Personal zukünftig, zum Teil aber auch jetzt schon, bei der Diagnosestellung und Optimierung von Behandlungsplänen unterstützt werden.

Das Projekt bezieht sich speziell auf Anwendungsfälle und Prozesse im Krankenhaus. Wie lässt es sich auf den ambulanten Sektor übertragen?

Die zukünftige Versorgung wird auf eine ganzheitliche Betrachtung der Krankengeschichte von Patienten abzielen. Dafür ist eine stärkere, interoperable Vernetzung der Sektoren nötig, da Daten vor und nach einem Krankenhausaufenthalt für Diagnose und Genesung mit entscheidend sein können. Wenn relevante Informationen z.B. aus medizinischen Dokumenten wie Berichten und Arztbriefen automatisch extrahiert und mit digitalen Daten, etwa aus Smart Watches, kombiniert werden können, entstehen neue Vorteile für die Diagnostik oder Behandlung. Wir gehen davon aus, dass auch der ambulante Bereich zunehmend digitale Tools nutzen wird, etwa zur KI-unterstützten Dokumentation oder zur Entlastung des Praxispersonals mit Hilfe von Online-Terminbuchungen und Anrufassistenten. Außerdem können zukünftige Monitoringsysteme, u.a. bestehend aus Sensorik, es ermöglichen, einen Anteil der stationären Versorgung in die häusliche bzw. ambulante Versorgung zu verlagern. So können manche Patienten zum Beispiel früher in die doch favorisierte häusliche Umgebung entlassen werden, da sie parallel gemonitored werden und das Krankenhauspersonal nach wie vor eingebunden ist.

Mehr Informationen zum Projekt unter: www.smarthospital.nrw

Bildnachweise:

Bild 1: AdobeStock_1037063066
Bild 2,5,7: Stiftung Gesundheit
Bild 3: AdobeStock_1014526015
Bild 4: CyberHealth GmbH
Bild 6: Canva
Bild 8: Focus
Bild 9: Vier400/ Stiftung Gesundheit
Bild 10:  M. Kaiser/Universitätsmedizin Essen