Hamburg, 09. Oktober 2024
Die wirtschaftliche Stimmung der Ärzte ist im 3. Quartal 2024 leicht gesunken (minus 1,3 Punkte) und liegt nun auf einem Wert von -26,5 Punkten. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Stimmungsbarometer-Erhebung der Stiftung Gesundheit. „Trotz des Anstiegs im Vorquartal und der jetzt zu beobachtenden Stabilisierung ist die Stimmung in der Ärzteschaft damit nun seit mehr als zwei Jahren ausgeprägt schlecht“, konstatiert Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.
Während sich die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage um 3,0 Punkte verbessert hat, ging die Erwartung für die kommenden sechs Monate um 4,9 Punkte zurück.
In der Betrachtung der Fachgruppen zeigen sich Stimmungseinbußen bei den Haus- und Fachärzten (jeweils minus 3,3 Punkte), die Zahnärzte (plus 1,9 Punkte) und Psychologischen Psychotherapeuten (plus 1,3 Punkte) verzeichneten dagegen leichte Anstiege.
Proaktiv handeln statt „weiter so“
Einen klar erkennbaren Auslöser für das anhaltende Stimmungstief gibt es nicht: „Krieg, Energiekrise und ähnliche Hiobsbotschaften haben sicherlich zur Entwicklung der ärztlichen Stimmung beigetragen, doch sie erklären nicht, warum das Tief weiter anhält“, schildert Forschungsleiter Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann. „Und auch die Unzufriedenheitsfaktoren, von denen Ärzte uns jedes Quartal berichten, sind zwar drückend, aber allesamt nicht neu.“
Obermann sieht die schlechte Stimmung in der Ärzteschaft daher als etwas, das die Systemtheorie „schwaches Signal“ nennt: „Das sind Vorboten von Veränderungen, die initial häufig nicht erklärbar sind und sich in vielen Fällen erst rückblickend zuordnen lassen. Doch sie zeigen, dass ein System aus dem Ruder läuft. Deshalb sollte man sie ernst nehmen.“ Hierfür sei es jedoch nötig, die eigene Wahrnehmung zu ändern und sich für neue Ideen zu öffnen: „Proaktiv zu handeln wäre sicherlich besser als ein ‚weiter so‘.“
Über das Stimmungsbarometer
Seit mehr als 15 Jahren erhebt die Stiftung Gesundheit die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärzte in der ambulanten Versorgung. Das Stimmungsbarometer gibt differenziert Auskunft darüber, wie die niedergelassenen Ärzte in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten. An der repräsentativen Erhebung im 3. Quartal 2024 nahmen 867 Ärzte teil.
Darüber hinaus hat die Stiftung Gesundheit auch die wirtschaftliche Stimmung der Heilberufler erhoben. Die Ergebnisse lesen Sie hier.
Über die Stiftung Gesundheit
Wissen ist die beste Medizin – angespornt von diesem Gedanken setzt sich die Stiftung Gesundheit seit mehr als 25 Jahren für Transparenz ein und bietet Verbrauchern praktische Orien¬tierungshilfe. Neben ihren satzungsgemäßen Aufgaben führt die Stiftung kontinuierlich Studien durch. Als Basis für zahlreiche Services dient das Strukturverzeichnis der medizinischen Versorgung.
Bildnachweise: Bild Konrad Obermann: Fotografie Barbara Hötzel