Höherer Aufwand und technische Probleme
- Es funktioniert, dennoch wird der Aufwand bemängelt
- Häufig fehlerhaftes Ausstellen in den Praxen
- Mehr als 75 Prozent der Ärzte nutzen digitale Form des eRezepts
- Einlösung in den Apotheken meist über elektronische Gesundheitskarte
- Apotheker wünschen sich das Papierrezept zurück
- Gast-Kommentar: Das eRezept ist angekommen!
Es funktioniert, dennoch wird der Aufwand bemängelt
Nach dem ersten Quartal der verpflichtenden Einführung des eRezepts wollten wir von den Ärzten und Apothekern wissen: Wie läuft es denn nach den anfänglichen Schwierigkeiten? Fast die Hälfte der Ärzte bescheinigt dem eRezept einen guten Start – es laufe bis auf Kleinigkeiten (46,2 Prozent). Ebenso viele bemängeln allerdings einen höheren Aufwand (46,5 Prozent). Gut ein Drittel der Ärzte berichtet von technischen Problemen („1 Std. funktioniert, 1 Std. später nicht, 1 Std. später wieder…“), ein Fünftel von Problemen bei der Einlösung in der Apotheke. Akzeptanzprobleme bei Patienten spielen dagegen mit 14,0 Prozent eine untergeordnete Rolle.
Häufig fehlerhaftes Ausstellen in den Praxen
Nicht ganz so rund läuft es aus Sicht der Apotheker: Mit 80,6 Prozent klagt der größte Teil von ihnen über Probleme bei der Ausstellung durch die Praxis. Das spiegelt sich auch in den Freitexten der Ad-hoc-Befragung wider: "Wäre schön, wenn die Praxen damit umgehen könnten", konstatiert beispielsweise ein Apotheker, ein anderer schreibt: "Fehlerhaft ausgestellte Rezepte, unausgefüllte Felder und Außer-Handel-Artikel sollten in der Praxis gar nicht erst hochgeladen werden können."
Mehr als 70 Prozent berichten von einem höheren Aufwand und von technischen Problemen, 44,1 Prozent von Akzeptanzproblemen auf Seiten der Patienten. Nur 15,1 Prozent gaben an, keine größeren Probleme mit dem eRezept zu haben.
Mehr als 75 Prozent der Ärzte nutzen digitale Form des eRezepts
Am häufigsten kommt das eRezept in komplett digitaler Form zum Einsatz: 77,6 Prozent der ambulant tätigen Ärzte nutzen diesen Weg meistens oder sogar ausschließlich, bei den Zahnärzten sind es 76,9 Prozent. Nur 0,7 Prozent der Ärzte und 1,5 Prozent der Zahnärzte nutzen ausschließlich den QR-Code.
Einlösung in den Apotheken über elektronische Gesundheitskarte
In den Apotheken werden eRezepte am häufigsten über die elektronische Gesundheitskarte eingelöst (82,0 Prozent). Mit deutlichem Abstand dahinter folgt die Einlösung per QR-Code (15,0 Prozent). Andere Apps werden zur Einlösung kaum genutzt.
Apotheker wünschen sich das Papierrezept zurück
Mit 40,4 Prozent der Apotheker wünschen sich das Papierrezept zurück – nachvollziehbar angesichts der offenbar großen Schwierigkeiten. Knapp 30 Prozent würden gern alles auf das eRezept umstellen, 11,2 Prozent den Status beibehalten.
Anders sehen das die Ärzte: Hier spricht sich mehr als die Hälfte für eine Ausweitung des eRezepts auf weitere Bereiche aus – etwa für die Verordnung von Betäubungsmitteln, Heil- und Hilfsmitteln sowie für Privatrezepte. "Nur ein Verfahren für alle Verordnungen, auch von Hausbesuchen und Notdienst aus", wünscht sich beispielsweise ein Arzt, ein anderer schreibt: "Alle Muster auf 'e' umstellen, allerdings bei sicherer und vor allem einfacher Technik und gutem Netz." 16,5 Prozent würden den aktuellen Status quo gern beibehalten, ein knappes Viertel spricht sich für die Rückkehr zum Papierrezept aus.
Gast-Kommentar: Das eRezept ist angekommen!
Die Befürchtungen, dass das eRezept ein Flop wird, waren groß. Trotz diverser Proteste aus dem Gesundheitswesen ist es aber seit dem 1. Januar Pflicht. Drei Monate später zeigt sich, dass sich viele Ängste nicht bewahrheitet haben. Fast die Hälfte der Ärzte bescheinigt dem eRezept einen guten Start – es laufe bis auf Kleinigkeiten gut. Das zeigen die neusten Umfrageergebnisse der Stiftung Gesundheit.
Mittlerweile verschreiben mehr als drei Viertel der Ärzte ausschließlich oder meistens digitale Rezepte. Berichte über Akzeptanzprobleme bei den Patienten gibt es kaum. Im Gegenteil: Das eRezept ist zum Standard geworden. Wer vergessen hat, sich in der Arztpraxis ein Rezept für ein Medikament ausstellen zu lassen, ruft dort an. Und kurz darauf kann Patientin oder Patient das Arzneimittel mit der elektronischen Gesundheitskarte in der Apotheke der Wahl abholen.
Nicht ganz so rund läuft es aus Sicht der Apotheker: Mit 80,6 Prozent klagt der größte Teil von ihnen über Probleme bei der Ausstellung durch die Praxis. Mehr als 70 Prozent berichten von einem höheren Aufwand und von technischen Problemen. Die Systemausfälle bei Gematik, der bundeseigenen Agentur für digitale Infrastruktur, sind ärgerlich und müssen dringend behoben werden. Mangelhafte Software in Arztpraxen muss ausgetauscht werden. Ohne Frage.
Das sind Anfangsprobleme, die es so hätte nicht geben dürfen. Dennoch war es richtig, endlich zu starten mit dem eRezept. Nach mehr als 20 Jahren. Die verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens haben viel zu viel debattiert und gestritten, statt an einer ausgereiften Lösung für alle zu arbeiten. Nun aber ist das eRezept da. Es ist da! Es muss nun optimiert und ausgeweitet werden. Dann ist es ein wichtiger Baustein für ein digitales Gesundheitssystem.
Methodik & Rahmendaten
Erhebung: Repräsentative Erhebung mit einem Online-Fragebogen
Erhebungszeitraum: 4.–11. März 2024
Sample: Für jede Berufsgruppe wurde eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe angeschrieben. Für die aktuelle Fokus-Frage erhielten insgesamt 10.000 niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten sowie 3.000 Apotheker aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung. Zusätzlich wurden 2.093 Ärzte und 187 Apotheker angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen.
Rücklauf: 1.049 valide Fragebögen (Rücklaufquote 6,9 Prozent). Die Ergebnisse sind repräsentativ mit einem Konfidenzniveau von 99% (Konfidenzintervall < ±5%).
Bildquelle Tina Haase: Wort & Bild Verlag/Julia Bradley